Eigentlich sprechen wir ja am allerliebsten über Fernsehen, das uns begeistert. Hin und wieder hassen wir aber auch wirklich leidenschaftlich, und so war die idee zu unserem neuesten Battle geboren. Wir lassen beschissene Fernsehtrends gegeneinander antreten, um schließlich den grottigsten, abartigsten oder auch einfach den ärgerlichsten TV-Trend der letzten Jahre zu küren.
Ein unerbittlicher Fight zwischen den Kategorien Call in TV, deutsche Sitcom,
Scripted Reality, Frühstücksfernsehen, Volksmusikshows, Reality-TV, Boulevardmagazin und Castingshow, den ihr euch nicht entgehen lassen dürft.
Scripted Reality, Frühstücksfernsehen, Volksmusikshows, Reality-TV, Boulevardmagazin und Castingshow, den ihr euch nicht entgehen lassen dürft.
Hallo zusammen,
hab gerade mit großem Vergnügen Euer Battle gehört und möchte ein paar Anmerkungen machen:
1. Mit Eurer Wahl bin ich absolut zufrieden. Schlimmer als Scripted Reality geht’s nicht. Es wird wohl immer noch nicht ausreichend gekennzeichnet, ob das Reportage oder Fiction ist. Erst gestern hatte ich ein Telefonat mit meiner Mutter, die ganz empört war, dass sie keinen Arzttermin im Laufe einer Woche bekommt, wo doch in der „Klinik am Südring“ immer alle Patienten rankommen. Als ich ihr das Prinzip Scripted Reality erklärte, fiel sie aus allen Wolken.
2. Reality: Da gibt und gab es einige gute Sachen. Oft vergessen wird leider der Vorläufer von Big Brother, der 1994 auf Premiere unverschlüsselt lief: „Das wahre Leben“. Hier gab es nur eine Sendung pro Woche. Es wurde eine WG in einem Loft begleitet, die da auch nicht eingesperrt war. Es gab keine Rauswahlen oder Challenges – es gab aber interessante Menschen, an die ich mich z.T. heute noch erinnern kann, z.B. eine recht toughe Feuerwehrfrau. Fettes Brot hat damals den Titelsong dafür gemacht.
Am anderen Ende der Qualitätsskala sind für mich Formate wie Girlscamp, We love Lloret oder Villa Germania!
3. Call In TV: Wenn ich ohne Nachzudenken die Frage nach dem schlechtesten Fernsehen hätte beantworten müssen, dann wäre spontan Call In TV meine Wahl gewesen. Diese ständige Betrugsanmutung, die endlosen langweiligen Spiele (Monikas Vater hat 5 Töchter. Lala, Lele, Lili, Lolo und …) und die offensichtlich gefaketen Gewinner, das alles war schon ziemlich unerträglich. Das Genre brachte aber auch unfreiwillig komische absurde Highlights hervor wie „La Notte“ oder „Alles auf Rot(licht)“, so dass zumindest der Guilty Pleasure Aspekt ein bisschen dafür spricht.
4. Frühstücksfernsehen: Das habe ich lange nicht geschaut, fand aber früher die überdrehten Moderatoren nicht ganz so schlimm, weil sie erst nach den Koryphäen Wolf-Dieter Hermann (SAT1) und Rainer Holbe (Guten Morgen Deutschland, RTL) kamen. Man hatte Ende der 80er/Anfang der 90er also die Wahl zwischen ölig und dröge. Da fand ich später Kiwi und Kurt Lotz doch erfrischender. Legendär die Moderation an einem 24.12. „Kiwi hat auch schon ihre Glocken geputzt.“
Das Publikum beim ZDF-MoMa muss nicht die ganze Zeit da sitzen, der Publikumsteil beginnt erst um 7:00. Das Publikum ist strikt angewiesen, vom Orangensaft nicht zu trinken, da er zur Deko gehört.
5. Schlager: Ihr habt die Idee einer Schlager-Chartshow aufgeworfen. Die gibt es zur Zeit im mdr. Monatlich werden hier die Top50 der Schlager Album Charts vorgestellt. Das ist in diesem Segment wahrscheinlich etwas aussagekräftiger als die normalen Popcharts, weil die Zielgruppe eher CDs kauft als Howard Carpendale in Dauerschleife streamt. Die Sendung ist ganz informativ, das Problem ist nur die Moderation. Bernhard Brink steht in einem viel zu großen leeren Studio und liest seine Moderationen direkt in die Kamera, wobei der Teleprompter in der Kamera wohl zu klein für ihn ist. Zumindest schaut er immer an der Kamera vorbei, weil der Text wahrscheinlich noch auf die Wand daneben projiziert wird. Die Künstler treten auch nicht live auf, es sei denn zum Interview. Vielleicht wäre Uwe Hübner die bessere Wahl als Moderator gewesen? Und Studiopublikum und wenigstens ein paar Live Auftritte? Insgesamt sind die Schlagershows sicher kein schlechtes Fernsehen. Die Musik ist nicht jedermanns Sache, aber in den letzten Jahren hat sich in punkto Präsentation viel getan. Die Produktionen sind meist sehr hochwertig und die Grenzen zu Pop und Rock verschwimmen immer mehr. Bands wie Versengold treten selbstverständlich bei Silbereisen oder im Fernsehgarten auf, genauso wie beim Summer Breeze oder in Wacken. Und werden hier wie da abgefeiert.
Soweit ein paar Gedanken zum Thema. Ich freu mich auf die nächsten CK Folgen.
Stephan